Kissing the betrayed

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Kurz vor dem orthodoxen Osterfest. Ich gehe nicht in die Abendgottesdienste heuer. Lange Geschichte, warum, und ich werde sie nicht jetzt erzählen. Nur so viel: Ich bin ein Zweifler geworden.

Trotzdem versorgt mich die Karwoche immer noch mit Denkanstößen. Ich nehme die Geschichte wie einen spätantiken Roman.

Er geht und küsst ihn, da es, angeblich, das Signal war für die Verhaftung. Nach Lukas drückt Jesus seine Bewunderung darüber aus, mit einem Kuss verraten zu werden.

Psychoanalytisch macht allerdings Judas’ Geste durchaus Sinn. “Guckt her! Ich will ihn nicht verraten. Ich bin kein schlechter Mensch. Vielmehr mache ich es für ihn. Ich küsse ihn ja. Schaut her!”

Das ist, denke ich, ein Fall für Anna Freuds Reaktionsbildung.

Am Ende der Geschichte nimmt sich Judas das Leben. Die Reaktionsbildung kann auf eine Neurose hinweisen, so dass das auch ins Bild passt.

Enough with scrolling

Just before the Orthodox Easter. I don’t attend the evening liturgies this year. Long story which I won’t tell now. In a nutshell: I became a sceptic.

However the Holy Week still gives me patterns to reflect. Let’s say that I take the story to be a piece of late ancient literature.

He goes and kisses him because, allegedly, this was the signal for them to arrest him. According to Luke, Jesus expresses his bewilderment to be betrayed with a kiss.

And still, Judas’s gesture makes so much sense seen psychoanalytically. “I’m not a bad person to harm him. I do it for him. I love him. Look: I’m kissing him”.

This is Anna Freud’s reaction formation, if you ask me…

At the end Judas commits suicide. And yes: reaction formation can be an indication of a neurotic disorder.

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