Tuebingen was the place where Hölderlin’s melancholia…
…and a good deal of Hegel’s fishy arguments emerged.
OK, I didn’t go just for a pilgrimage to the horrors of my youth. I met exciting modern people there…
Tuebingen was the place where Hölderlin’s melancholia…
…and a good deal of Hegel’s fishy arguments emerged.
OK, I didn’t go just for a pilgrimage to the horrors of my youth. I met exciting modern people there…
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Ich hocke hier in meiner Wohnung und wundere mich über den nassen Frühling und übersetze Nikos Kavvadias, den in Griechenland geliebten Seemannspoeten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dessen Werk unverdient unübersetzt bleibt.
Kavvadias’ Welt ist bevölkert von Containerschiffen und Visionen von Frauen – wie im Gedicht meiner heutigen Übersetzungsübung. Der Seemann macht seinen Job ohne große – aber immerhin mit einer gewissen – Liebe und voller Schmerz für das Vergangene.
Hiermit folgt meine Übersetzung der ersten und der letzten Strophe von Nebel, geschrieben 1947 von Nikos Kavvadias. Der Reim und das Versmaß (dieses nicht immer) sind die des Originals:
Nebel
Nebel fiel kurz vor der Nacht herab,
unsichtbar war die Schiffslaterne,
als du kamst, so unerwartet gerne,
mich zu besuchen rein in den Cab.
—–
‘s Festland ist das, was du brauchst, so geh!
Kamst mich besuchen, hast mich gemieden!
Seit Mitternacht bin ich auf hoher See
ertrunken, tausend Meilen von den Hebriden.
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As this year’s misty spring makes no one spring of joy, I translate Nikos Kavvadias, a very celebrated Greek seaman-poet in the second half of the 20th century whose work has been undeservedly untranslated for decades.
Kavvadias’s scenery are cargo ships on which sometimes, like in my today’s translation exercise, the vision of a woman appears. The seaman accomplishes his everyday tasks without much (but at least some) love for what he has and with a lot of pain for what he hasn’t.
Here is my translation of the first and of the last stanza of Nikos Kavvadias’s Fog (1947). The rhyme and much of the rhythm are preserved.
Fog
Fog showed up early tonight,
the lantern in its grey undetected
as you came, completely unexpected,
in the wheelhouse into sight.
—–
Go! You are land-and-continent-bound.
You came to meet me but failed to see.
Out of Hebrides, at midnight, I was drowned
a thousand miles offshore, at sea.
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Zu Fuß waren wir unterwegs, mein Bruder Konstantin und ich, vor dem Versuch des großen Gropius, sich mit dem Parthenon zu unterhalten. Als mein Bruder ist er das einzige Element einer Menge. Ich habe keine anderen Geschwister. Aber bei weitem nicht das einzige Element griechischer Sarkasten. “Ich war immer neugierig”, sagte er, “zu erfahren, mit welchen fadenscheinigen Argumenten Bestatter einem den teureren Sarg anzudrehen versuchen. Jetzt werden wir endlich diese Neugier stillen”. Ich lachte. Warum Geld ausgeben für eine Ware, den Sarg, die der Nutzer gar nicht wahrnehmen kann? Unser Vater war eine halbe Stunde vorher in einem Krankenhaus in Athen-Zentrum gegenüber der amerikanischen Botschaft gestorben. August 2017.
Unseren eigenen Tod werden wir nicht wahrnehmen. Deshalb finde ich, dass das Argument von Exit für den assistierten Suizid angesichts der im Freitod enthaltenen Selbstbestimmung eine fragliche Verwendung von “selbstbestimmt” enthält. Ich bestimme selber mein Studium, meine nationale oder soziale Identität, damit ich frei bleibe. Tote Menschen sind aber nicht frei. Sie sind jenseits von Freiheit und Unfreiheit.
Es gibt Wirtschaftszweige, die das Gefühl verkaufen, nach dem Tod wären wir froh, in einem schönen Sarg zu liegen, in einer Urne nicht von Würmern gefressen zu werden, selbstbestimmt gewesen zu sein usw. Ich verstehe nicht, wie solche Unternehmen argumentativ punkten. Sie tun es anscheinend, sonst würden sie nicht existieren.
Es gab einen Philosophen in der Antike, Hegesias Peisithanatos (“der zum Tod Überzeugende”), der seinen Schülern beibrachte, das Vernünftigste, was sie mit ihrem Leben machen könnten, wäre es, es vorzeitig zu beenden. Sicher wird er die Bezahlung für seine Dienste im Voraus verlangt haben. Wie Exit.
Wenig finde ich, was die Antike uns nicht vorlebte. Gropius und Bauhaus: Das war der Parthenon. Hegesias lebt nicht im hellenistischen Ägypten, sondern er heißt heute Exit und operiert in der Schweiz. Was die Antike nicht hatte, war natürlich Weihnachten und die verzweifelten Menschen im Advent. Bereits hatte ich meine Vorweihnachtszeit-Zugverspätung wegen “Notarzteinsatzes” für dieses Jahr.
Hegesias’ Bücher waren unter Ptolemaios I. von Ägypten verboten, da sie zum Selbstmord animierten, Ich vermute daher, dass es des Ptolemaios Geburtstag war, den die Selbstmorde nach Hegesias’ Lehre beschatteten. Der Geburtstag eines Königs, der in Ägypten unterwegs war. Das trifft sich gut.
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We were walking to his car on the pavement opposite to the great Gropius’s attempt to discuss with the Parthenon. Constantine has the one-member property to be my brother. I have no other siblings. And an, in Greece, shared with hoi polloi property of being sarcastic. “I was always curious”, said he, “to hear the defeasible arguments with which an undertaker would try to make you buy the more expensive coffin. At last my curiosity is close to its being satisfied”. I laughed. What’s the point of spending money for a commodity whose user is dead? Our father had died some thirty minutes ago in a hospital in downtown Athens, opposite to the American embassy. It was the August of the year 2017.
When we’re dead, we’re too dead to know that this is the case. Which is the reason why I find Exit‘s slogan for assisted suicide: “Self-determined until the end” based on a flawed argumentation and, indeed, a false use of the term “self-determined”. I can determine what I’ll study, what my national or social identity is, to remain free. When I determine how I die, I don’t remain free. In fact, I don’t remain anything or anywhere. The dead are beyond freedom and unfreedom.
There are market branches which sell one the feeling that one is happy post mortem: happy to lie in a beautiful coffin, happy as ashes in an urn to avoid being eaten by worms, happy to determine one’s own death. I don’t understand how such service providers persuade customers. They must do so, otherwise they wouldn’t exist.
This ancient philosopher, Hegesias Peisithanatos (“the death-convincing”), taught his students that the most reasonable thing they could do with their lives was to put a premature end to it. I reckon that he demanded payment in advance for his services – like Exit.
In general I don’t find much today that the antiquity would have failed to experience before us. Bauhaus and Gropius: this is Parthenon. Hegesias is called today Exit and lives far away from the Hellenistic Egypt, in Switzerland. OK, Christmas didn’t exist, so that the despaired didn’t commit suicide in December. I already had my pre-Christmas train delay this year for what German Rail calls an “emergency aid”.
Hegesias’ s books were banned by Ptolemaios Ist of Egypt because they encouraged people to commit suicide. I assume that it was Ptolemaios’s birthday that was shadowed by the suicides back then. The birthday of a king who spent a part of his life in Egypt. Which fits with what we have nowadays.
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Als ich meine ersten Bundestagswahlen erlebte – es war das Jahr 1990, Kohl gegen Lafontaine – hieß es am Wahlsonntag, man bemerkte gar nicht, dass gewählt wurde. Viele werteten die Ruhe als Zeichen des Desinteresses.
Heute – ich weiß allerdings nicht als was für ein Zeichen das gelten soll – bemerkt man gar nicht, dass vor Wochen gewählt worden ist.
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In my first federal elections when I arrived in Germany – it was the year 1990, Kohl vs Lafontaine – people were saying on this Sunday that the elections passed unnoticed. Many took silence on that day to show lack of interest.
Today – I don’t know if this is a sign and for what – there’s no hint that the elections took place weeks ago.
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Ob Kant (wie im in der Akademieausgabe, Bd. XV, S. 975 edierten Manuskript aus dem Nachlass) weiterhin die “moralische Waghalsigkeit” bei der Pockenimpfung für Kinder als größer bezeichnet hätte denn die physische Gefahr, an Pocken zu sterben, wenn er die heutigen Daten gehabt hätte, fragt sich in diesem hervorragenden Artikel Ingo Arzt, um gleich seinen Unmut über das Abbrechen des Originalmanuskripts zu äußern.
Was kann ich anderes beitragen als eine Fortsetzung des Manuskripts im Sinne des Königsbergers?
Denn so viel ist über die höchste moralische Gefahr bei der Übernahme von Verantwortung für Unmündige zu sagen: Diese besteht darinnen, andere, vornehmlich Kinder, mit guten Absichten in Lebensgefahr zu bringen. Allerdings kömmt es, wie ich in der Kritik der praktischen Vernunft und sonstwo Gelegenheit hatte darzulegen, bei der Beurteilung sittlichen Handelns nicht auf die Absicht des Handelnden an. Mithin ist bei gelungener Kinderimpfung zwar die physische Gefahr überwunden, wenngleich die moralische Anmaßung bestehen bleibt, falls der Arzt nicht genau wusste, ob das Versprechen des Heils die unmündige Person an demselben sterben lässt. Das Kriterium für die moralische Zulässigkeit des Impfens darf freilich auch nicht sein, ob es wahrscheinlicher erschien, an Pocken zu sterben, als die Impfung zu überleben. Denn wie wahrscheinlicher muss der Tod sein, um die moralische Verantwortung übernehmen zu können, einem ahnungslosen Kinde etwas eventuell Schädliches einzuimpfen? Die moralische Gefahr, das Gebot des Schutzes von Leben zu überschreiten, kann nur eine künftige Wissenschaft gewährleisten, die so gut wie sicheren Schaden mit so gut wie sicheren Maßnahmen abwendet.
Hätte Kant den abgebrochenen Satz so fortgesetzt, dann hätte er sich in eine gefährliche Nähe beim Utilitarismus herangewagt, an eine ihm vollends fremde Moralphilosophie, die Nutzen und Schaden gegenüberstellt. Vielleicht musste er abbrechen, weil er feststellte, wie fremd ihm das Kosten-Nutzen-Denken ist. Falls so, dann bricht das Manuskript eben deshalb ab, weil Kant plötzlich klar wurde, dass eine Auseinandersetzung mit den Gefahren der Medizin ohne Kosten-Nutzen-Denken unmöglich ist.
Wenigstens sind wir inzwischen im Besitz der künftigen Wissenschaft.
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In a manuscript from the nachlass (so-called AA-Edition of the Royal Prussian Academy of Sciences and successor institutions, Vol. XV, p. 975) Kant reckons that the moral recklessness of vaccinations of children against pox is more serious than the physical risk of the children. Ingo Arzt presents the passage in this outstanding piece of journalism (sorry, only in German) to ask himself whether Kant would still think so if he had our contemporary data and to express his annoyance because the passage breaks off in the middle of a sentence.
This is, to my mind, a natural continuation of what Kant would have written if he had not been interrupted, fallen asleep – whatever:
The most serious moral hazard towards minors can be determined as a situation in which you exploit your responsibility towards them by endangering their lives with good intentions. Since, on one hand, as I had the opportunity to show in my Critique of Practical Reason and elsewhere, intention is not the criterion to judge moral acting, in this case, even if a vaccination is successful, then the physical hazard is overcome, however the moral hazard in form of presumptuousness remains, unless the physician knew that that the promise of healing will not be rather killing. Since, on the other hand, the criterion of the moral value of giving a child a possibly dangerous medicine is also not probability – because how much more probable must a child’s death due to illness be than death due to the medicine, in order for the pretension of the self-proclaimed healer to know better to be legitimised? – the moral hazard to violate the duty to protect a child’s life can only be minimized by a future science which can rightfully claim to avert almost certain dangers with almost certain therepies.
This continuation of Kant’s line of argument concerning duty and responsibility vis-à-vis risky therapies for children would have made the philosopher of Koenigsberg approach utilitarianism – a school of thought alien to him. After all, maybe it was not an interruptive guest from downstairs or the extra glass of wine that made Kant stop writing, but rather the sudden insight that in pondering the pros and cons of medical treatment one has to calculate costs and benefits, which is as denying Kantian ethics as anything.
At least we possess in the meanwhile this one future science…
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Legenden haben den Nachteil, falsch, aber den Vorteil, griffig und didaktisch geeignet zu sein, wenn es darum geht, eine abstrakte Idee zu vermitteln. Ohne die Apfelbaum-Legende wäre Newtons Analyse der Schwerkraft weniger interessant. In Oscar Wildes Geist (es sei die Natur, welche der Kunst nacheifert, und nicht umgekehrt) steht so ein Baum heute noch im Innenhof von Trinity College in Cambridge. Niemanden scheint es zu bekümmern, dass er nachträglich gepflanzt wurde, denn, wer lässt sich eine schöne Geschichte durch die Wahrheit zerstören? Romeos und Julias Balkon in Verona sowie das Haus von Sherlock Holmes an der Londoner Baker Street, Hausnummer 221b, sind weitere Fälle, in denen sich die Kulturgeschichte an Legenden anpasste.
Sollte die Logik des Widerspruchs irgendwann eine nützliche und alltäglich präsente Disziplin werden, dann wären nicht Heraklit, Hegel, Vasiliev oder Priest ihre popularisierten Multiplikatoren, sondern vielmehr folgende Legende wäre eine gute Werbung für sie (Vorsicht: die Geschichte, die folgt, ist im Kern ein Fake!)
Es war der 20. Juni des Jahres 2012, ein Mittwoch. Jon Michael Dunn, Informatikprofessor an der Indiana University Bloomington, schaute auf die Uhr. Seit drei Stunden – dunkel war es draußen, als er begann – arbeitete er sehr konzentriert, Kopfhörer an den Ohren, in seinem Gastzimmer im dritten Stock des Marienklosters im nordböhmischen Haindorf. Um acht wollte er Schluss machen. Es war natürlich ein Jammer, ohne ein ausformuliertes Paper nach Europa für die Konferenz zu reisen, aber nie war es anders: Ende des Semesters hatte er nie Zeit. Andererseits: halb so schlimm! Er würde nicht den neuesten Schrei der Forschung vorstellen und für Tschechien wäre das trotzdem neu. Drei Stunden haben gereicht und er hatte sogar Zeit, die Wallfahrtskirche noch vor der Konferenzsitzung zu besuchen. Gerade mit seiner Krawatte beschäftigt, sah er Rauch vom Türenschlitz in den Raum reinkommen. Er ging ans Fenster. Heiße Luft kam ihm entgegen. Die Klostermensa unter seinen Füßen brannte. Wieder schnell an die Tür. Er machte auf. Zwei Feuerwehrmänner waren just angekommen, denn Herr Professor sei der einzige, der nicht unten sei. Jon hatte drei Optionen, um sein Leben zu retten: Es gab einen Korridor geradeaus vor seiner Tür, einen weiteren nach links, schließlich einen nach rechts. Überall gab es viel Rauch und selbst die Feuerwehrmänner waren sich uneinig. Der eine wies ihn nach links und nur nach links; der andere nach rechts und nur nach rechts. Der Logiker ertappt sich dabei, dankbar für den Widerspruch zu sein. Denn wenigstens haben beide Feuerwehrmänner einen von drei Korridoren ausgeschlossen. Hätten sie stattdessen gar keine Meinung geäußert, hätte er sich mit 33,333-prozentigen Überlebenschancen anfreunden müssen. Jetzt errechnete er sich – immerhin – 50%.
Im Konferenzraum stellte Jon fest, dass die Tasche mit dem Paper oben geblieben war. Aber das war ihm gerade egal. Ohne Manuskript sprach er vor einem verblüfften Publikum über die Vorzüge widersprüchlicher Informationen gegenüber dem Informationsmangel. Sein Vortrag und damit die Paradoxie der zwei Feuerwehrmänner sollte legendär werden.
Es gibt ein paar wahre Aussagen in dieser Geschichte. Jon Dunn ist ein emeritierter Professor von Indiana Bloomington und das Paper ist (jedenfalls halb-) legendär. Der Rest – ein Brand im alten Gemäuer des Haindorfer Marienklosters etwa – sollte eine künftige Legende werden, um der Öffentlichkeit den Wert des Widerspruchs vor Augen zu führen.
Da ich nicht nur aus der Logik, sondern auch aus der Psychologie komme, bin ich am (sehr kleinen!) Schnitt beider Gebiete interessiert. Mein obiger, “ge-fake-ter” Bericht der Logica-Konferenz 2012 kann nicht wahr sein. Echte gestresste Leute tendieren angesichts widersprüchlicher Daten dazu, alle Daten abzulehnen, statt das Gute aus dem Widerspruch herauszufiltern. Sie würden aus dem Fenster springen, den Korridor gegenüber nehmen, denn – so die traditionelle Logik – ex falso quodlibet. Man denke etwa an den Absturz von Birgenair, Flug 301 am 6. Februar 1996, auch von Air France 447 am 1. Juni 2009, als widersprüchliche Cockpit-Daten die Piloten dazu verleiteten, allen Daten zu misstrauen, gleichzeitig zu versuchen, alle korrigieren zu wollen, obwohl das gegensätzliches Handeln erforderte. Ex falso quodlibet.
Misstrauen vor dem Hintergrund widersprüchlicher Äußerungen ist, was die Corona-Krise bisher erzeugte. Um aus der Sackgasse des lahmmachenden Widerspruchs zu kommen, müssen wir uns vom Ex falso quodlibet verabschieden, damit von der klassischen Logik. Denn eines zeigen unsere derzeitigen Widersprüche klar: Maßnahmen, die auf die Sozialhygiene des 19. Jahrhunderts maßgeschneidert sind, können zwar der Wahlkampftaktik des Kandidaten dienen, sind aber aus dem Standpunkt empirischer Wissenschaft unhaltbar. Wenn diese Lehre aus dem Widerspruch und der Zerissenheit der Gesellschaft gezogen wird, werden wir über das Ex falso quodlibet hinweg einen Schritt näher zum Ex falso contra charlatanismum gemacht haben.
Damit werden wir der Demokratie einen Dienst erwiesen haben.
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Urban myths have the disadvantage to be false but the advantage to be didactically suitable to make you memorize an idea. Isaac Newton’s analysis of gravitation would be far less interesting without the apple-tree story. In the spirit of Oscar Wilde’s aphorism “nature imitates art” you can find the alleged apple tree today at Trinity College, Cambridge, one that was planted later, of course. Similar cases are Romeo’s and Julia’s balcony in Verona and Sherlock Holmes’s house at London’s Baker Street 221b. Cases in which cultural history faked evidence for urban myths and fictions are not frequent, but at least existing.
If the logic of contradiction, i.e. the logic which embraces contradiction instead of abolishing it, ever becomes a useful and everyday endeavour, then, this is at least my persuasion, the urban myth of applied contradiction will not be one with Heraclitus or Hegel as its main character. It will not even pertain to Nikolai Vasiliev’s imaginary logic in the early 20th century or Graham Priest’s almost legendary monograph In Contradiction (1987). I believe that it will be an urban myth around Jon Michael Dunn, the man who launched the Two Firemen Paradox. What follows could be the urban myth of the future science of applied contradiction (Attention! What follows is a fake story!)
It was June 20, 2012, a Wednesday, when Jon, a computer science professor from Indiana University Bloomington, looked at the clock. It was 8 am. He had been working for three hours in his third-floor room, at the Hejnice Monastery of Nord Bohemia in the Czech Republic, very concentrated with his headphones on. He hadn’t prepared himself sufficiently for his lecture later in the same morning. He never had time to work for conferences at the end of the summer term with all these students tests and assignments. Otherwise, it was old stuff he wanted to lecture about. “They’ll have probably never heard something about this”. It would be enough if he worked from 5 to 8 am. He would even have time to make a walk in visit the church before the session. He took his headphones off, put his paper in the bag and went to the mirror to wear his tie when he saw smoke entering his room from under the door. He went to the window where he was taken by surprise by hot air coming from under his feet. The refectory second floor just underneath was burning. He ran and opened the door where he saw two firemen. “We are looking for you, professor! All the others went downstairs!” Jon stood for some seconds in front of his door undecided about which of the three full-of-smoke corridors would be more secure for him to leave the wing of the medieval building. The one fireman pointed to the right corridor and said: “Only through this corridor, sir”. The other fireman pointed to the left corridor and said the same words. But none of the two pointed to the third corridor which stretched straight ahead in front of him. Jon, a professor of logic, was relieved to have a 0.5 instead of 0.3333 probability to survive.
In the conference room, he was observing the fireworkers packing their tools and preparing to leave the site. He realised that his own tools, his bag with the conference paper, was lost in the fire. He didn’t care much though. He had decided to give a lecture on the topic “Contradictory Information Can be Better than nothing: The Paradox of the Two Firefighters”. The paper soon became legendary under the catchy subtitle.
The myth above includes only few true sentences. Jon Dunn is a professor emeritus of Indiana Bloomington and the paper is legendary but the rest is a legend. There was never a fire in the Hejnice abbey – but it would be a nice idea to fake some traces for the next generations of pilgrims not only to Virgin Mary but also to the site of the crucial event that will have lead to the science of applied contradiction.
If you have had some training in psychology before doing logic, you can probably immediately tell why my account of the 2012 Logica Conference is meant to make up an urban myth and cannot be true. Whenever real stressed people are confronted with contradictory information, they will not try to sort out the good thing out of it, e.g. “Do not take the corridor in front of you”. They will rather tend to dismiss all information as rubbish. What comes to my mind in this respect are the crashes of Alas Nacionales flight 301 on February 6th, 1996, and of Air France flight 447 on June 1st, 2009, where contradictory data made the pilots mistrust all data they had and at the same time try to correct all the contradictory data they mistrusted anyway. Ex falso quodlibet.
Mistrust concerning everything with contradictory data in the background is what the Covid-19 crisis generated. We will have done a service to our democracies if we manage to concentrate on what this contradiction teaches independently of our stance for or against masks, confinement etc: that the historical movement of Social Hygiene in 19th-century Germany, one that propagated social attitudes under the pretense of measures against cholera and tuberculosis, was false.
Above, I added the picture of the main exponent of Social Hygiene in today’s Germany, at the same time a man with the ambition to run for chancellor with the conservatives: the Bavarian prime minister.
And there is one more thing to infer from contradiction: It is not ex falso quodlibet. It is rather ex falso contra charlatanismum.
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🇩🇪🇦🇹🇨🇭🇱🇮
Dieser Eintrag ist nicht philosophischer Natur. Das ist eine gute Sache. Schließlich sind viele meiner Leser keine professionellen Philosophen.
Nach der englischen Version habe ich zwei Videoclips und sechs Bilder eingefügt, die an solchen meiner Tage des Jahres 2020 geschossen wurden, die von einem Filmregisseur hätten gestaltet sein können.
🇺🇸🇬🇧🇨🇦🇦🇺🇳🇿🇮🇪🇿🇦
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This is not a philosophical post, which is probably a good thing since not all of my readers are professional philosophers.
If certain of my days in the year 2020 had been directed by film directors, then these would have been the days and the directors:
Apr 11: Marc Forster
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Apr 30: Woody Allen
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June 25: Jules Dassin
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June 27: Emir Kusturica
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July 7: Andrei Tarkovsky
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Aug 16: Wim Wenders
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Dec 4: Francis Ford Coppola
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Dec 12: Théo Angelopoulos
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Der Ikonoklasmus tauchte im Oströmischen Reich gleichzeitig mit dem Aufkommen des jungen Islam auf. Johannes von Damaskus und Theodor von Studion, die wichtigsten Stimmen für die Sache der Ikonenanbetung, polemisierten zwar gegen christliche, nicht moslemische Bilderstürmer, aber was sie sagen, ist im Endeffekt, dass die Bilderstürmer cultural renegades sind. Sie würden nicht zu “uns” gehören. Das schreibe ich mit der Ermordung Samuel Patys, den Nizzaer Morden, den jüngsten Ereignissen in Wien im Hintergrund.
Vergangenes Wochenende – ein Kollege bestand darauf, ich solle es sehen, die Kinder hatten nichts dagegen – guckte ich mir “Er ist wieder da” an. Der Plot: Gott beschließt im Jahr 2014, Hitler noch einmal auf die Erde zu schicken. Der Film bewegt sich über lustige Missverständnisse der Jugendsprache und der heutigen Alltagskultur durch Adolf einerseits, über Gespräche mit Passanten à la Borat andererseits auf das Ziel zu: Der wiederauferstandene Führer wäre heute mit seiner Rhetorik eine TV-Prominenz und begeisterter Anhänger der Bündnisgrünen, gerade weil die CSU so “eine erbärmliche Kopie” wäre.
Es sind die boratartigen Gespräche mit Passanten, die der Regisseur ausschlachtet; die Ehrerbietungen gegenüber dem “Führer” mit ausgestrecktem Arm mitten im Berlin des Jahres 2014, womit David Wnendt vergisst, dass die Zuschauer vor der Ikone des Bösen auch mitspielen wollen, glauben machen wollen – Mimesis als “make-believe” ist Kendall Waltons griffiger Spruch – sie wären ein Teil des Fiktiven, nicht des Realen.
Das Böse wollen die Akteure bewältigen und das Gute verstehen. Stellvertretend für das Böse wie für das Gute sind Bilder: Ikonen. Ikonen wie Hitler-Darsteller in Berlin. Timur Vermes’ Idee eines wiederauferstandenen Hitler, der durch das heutige Deutschland spaziert, hatte übrigens bereits 1993 Želimir Žilnik, als er einen Tito-Darsteller durch Belgrad schickte. Um beim ehemaligen Jugoslawien zu bleiben: Tito, Marx und Engels wurden unlängst von einem montenegrinischen Freskenmaler in der Hölle platziert (s.o.)
Europa scheut sich nicht vor Ikonen des Bösen, geschweige denn des Guten. Der Ikonoklast duldet nicht einmal letztere.
Weit davon entfernt, ganzen Kulturen und Nationen die Schuld zuzuweisen für Ideologien, die Mentalkranke als Killer nutzen, finde ich, dass der Umgang mit Bildern und mit der Mimesis ein beständiges Element europäischer Identität ausmacht.
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The emergence of iconoclasm in the Eastern Roman Empire coincided with the rise of Islam. John of Damascus and Theodore of Studion, the most important authors of the icon-venerating party, attacked the Christian, not the Islamic iconoclasm. Even thus, basically they emphasised that the iconoclasts are cultural renegades. I am writing this having Samuel Paty’s assassination in mind, also the subsequent crimes of the same nature in Nice and Vienna.
Last weekend – a colleague urged me to do so, our daughters said also yes – we watched “Look who’s back”. The plot: AD 2014, God decides to send Hitler back to earth. The fuehrer happens to funnily misunderstand today’s slang and everyday culture, there are also some Borat-like passages and scenes where the protagonist mixes and mingles with the crowd off-script, until the movie returns to its real scenario: the resurrected monster succeeds in becoming a celebrity of the present-day liberal media landscape of Berlin – the end…
The Borat-like scenes of “Look who’s back” offended many in Germany. They were mostly understood as playing down the worst crimes in the history of mankind. People joking about concentration camps after the second beer are probably not as rare as one would wish them to be, but when they do so indulging in a make-believe game with someone who pretends to be Hitler, the mixture becomes utterly tasteless. Otherwise, a committing into this game needn’t be out of an extreme right motive. Kendall Walton defined mimesis as make believe. Mimesis is interesting. Once you render yourself to a part of fiction rather than to one of reality, you can pretend that you are Jesus, Virgin Mary or marshal Tito. Or someone who talks with Hitler. It is by means of mimesis that you can feel the good things in the first two and cope with the monstrosities of the two others. Icons – of the good or of the evil – have proven useful for mimicking already before Timur Vermes had the idea to send a resurrected Hitler to a trip around Germany. Želimir Žilnik’s documentary of the year 1993 around an enactment of Tito had the same results with “Look who’s back”. Recently, a Montenegrin icon painter depicted Marx, Engels and Tito in hell (vide supra).
Europe has no issues in dealing with icons of the good or of the evil. The iconoclast would not even accept the former, let alone the latter.
Far from blaming whole cultures and nations for some ideologies in their midst, ones that employ the mentally ill as killers, I find that, in our search for a European identity, mimesis and icons are seriously to be taken as a constant.
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Friedhöfe sind traurige Orte. Alte jüdische Friedhöfe in Deutschland geben mir einen zusätzlichen Grund zur Traurigkeit, die unabhängig von den Trauerfeiern ist, die in ihnen begangen wurden. Wenn zumal kein Weg zu oder aus ihnen führt wie am alten jüdischen Friedhof von Hürben im bayerisch-schwäbischen Krumbach, wirken sie wie losgelöst von der Welt. Dass es sie heute noch trotz der 30er und 40er Jahre gibt, ist auch nicht von dieser Welt.
Die Gottesgebärerin Maria, deren Entschlafung am 15. August gefeiert wird, soll direkt in den Himmel aufgefahren sein. Das erscheint wohl als die falsche Assoziation zum jüdischen Friedhof; vermutlich eine aus dem Umstand resultierende, dass ich den Wunsch nach dem Himmel für Ausdruck der Ausweglosigkeit auf Erden halte. Das klingt jetzt marxistisch, ich weiß… Nicht meine Absicht.
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Cemeteries are places of mourning. Especially old Jewish cemeteries in Germany I find sad independently of the mourning. If they stand in the middle of nowhere, no path to lead to them like the one in Krumbach in the Bavarian Swabia, they seem to be out of this world. For an old Jewish cemetery to have survived the 30s and 40s is something not of this world anyway.
The Mother of God, whose dormition is celebrated on August 15th by the Orthodox and the Catholics, is said to have moved to heaven. You may think that the Jewish cemetery without a path is not a matching association with this. Probably I have it because I think that no way out of a situation (take the word in its Sartrian sense) is the main reason for people to opt for a religious stance.
This sounds probably Marxist. Not my intention.
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OK, mit den W1-Stellen für die Nachwuchswissenschaftler haben wir uns abgefunden. Dann kamen aber die Tenure-Track-W1-Stellen – natürlich entgegen jedem moralischen und juristischen Bedenken gegen Hausberufungen. Nun kommen schon W2-Stellen für Nachwuchswissenschaftler.
Dieser Slippery Slope ist sehr tief. Mindestens so tief wie die Abwertung der Habilitation an deutschen Unis nach der Einführung der Juniorprofessur. Mindestens so tief wie der Status derjenigen, die die klassische deutsche Unikarriereleiter erklommen haben, nach der 12-Jahre-Regel. Mindestens so tief wie das symbolische Kapital desjenigen Bundeskanzlers, der die PDs und apl-Profs ein Siebtel der deutschen Uni-LVs ohne jegliche Besoldung zu machen verdammte; des Menschen, der seinen belesensten Minister einen Kulturpudel nannte; desjenigen also, der hätte wissen sollen, dass die militante Antiintellektualität nicht zum politischen Profil seiner Partei gehört, sondern zu einer gaaaanz anderen…
Der ist 18 Jahre später schuld an dieser Entwicklung.
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There was two decades ago a German chancellor who was very proud of his working-class origin. But working-class pride was only one dimension of his political program. Another dimension was his militant anti-intellectualism, which, at least in Germany, should have made the working class a bit more cautious towards him. Anti-intellectualism, you see, had been a constraint of another ideology, not of the left.
Schroeder – does anyone remember the name? – used to call the one philosopher in his cabinet, the influential political philosopher Julian Nida-Ruemelin, “culture poodle”, referring to his curly hair. Rudeness, taken alone, is not a sign of anti-intellectualism. But then Schroeder promoted the assistant professorship of recent PhDs. OK, we swallowed this, but then he also prohibited universities to employ people with a second monograph for more than 12 years unless as full professors. By doing this, he sent those who had climbed the traditional career ladder to unemployment at the age of 40 (while they continued teaching at the university without a salary!) while rendering the assistant professorships of the 30-year-olds to tenure-track professorships without a second monograph. As of today, one out of seven classes at German universities is conducted by people who climbed the classical German career ladder : PhD AND then second monograph, without earning one penny for this! They keep up the hope that some of the full professorships not occupied by Schroeder’s youngsters will be theirs some day. And they cannot become anything below that.
What I found today in the internet is appalling: obviously we have the first associate-professor posts for young PhDs. This slippery slope was deeper than even Schroeder’s anti-intellectualism.
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