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Die griechischen Parlamentswahlen rücken näher und Ich gehe nicht wählen. Leute, die nicht wählen gehen, sind oft Fatalisten. “Was soll’s? An meiner Stimme hängt es wohl nicht. Und wenn doch: keiner kann seinem Schicksal entgehen: Ich nicht, meine Freunde nicht, und dieses Land ist keine Ausnahme”.
Ich bin nicht so. Ich glaube zum Beispiel nicht ans Schicksal. Trotzdem gehe (oder fliege) ich nicht wählen. Ich muss zu Hause in Deutschland meinen Geschäften nachgehen. Leben ist natürlich das, was mit einem passiert, während man anderweitig beschäftigt ist. Ich kann darauf jetzt nicht eingehen, obwohl ich denke, dass es auch mit mir so ist.
Wenigstens lese ich über das Leben. Meine Literatur zu den griechischen Wahlen ist allerdings Platons Symposion. Phaidros sagt dort (OK, ich weiß: Phaidros ist dort blutjung und ganz grün hinter den Ohren, aber zuhören!), dass der Mut und die Selbstlosigkeit Tugenden sind, die durch Liebe zutage treten. Am mutigsten kämpft, wer zu der Zeit von Liebenden beobachtet wird. Alkestis stirbt für ihren Ehemann, Achill stirbt für Patroklos. Liebe ist mit Sicherheit eine Art Mut. Denn Liebe ist sich selbst zurücklassen. Politisches Handeln ist ähnlich, zum Beispiel wenn wir uns zurücklassen, um kollektive Zielsetzungen zu verwirklichen.
Wer glaubt, dass es ein Schicksal gibt, wird nie riskieren, ob als politischer Mensch, ob als Lebender, ob als Freund. Zum Riskieren und zum Lieben bedarf es des Mutes.
Hätte er an diesem Tag diesen Mut nicht gezeigt…
wäre Achill nach Griechenland gekommen und erst in hohem Alter gestorben…
sagt Phaidros. Thetis, die Mutter und Göttin, hat ihren Sohn nämlich gewarnt: Heute wirst du entweder für Patroklos sterben oder nach Hause gehen. Das ist das Schicksal, mein Sohn…
Glauben in die Gemeinsamkeit, in die Freunde, in die Liebe ist in einem Punkt Hassen: Der Begriff Schicksal muss jedenfalls gehasst werden.
Enough with scrolling
Elections in Greece approach, and I’m not participating. People who don’t participate do that because often they believe that there is something like fate and they can’t help: the country, the other, themselves. I don’t believe in fate. However I still don’t participate to the Greek general elections because I have to stay at home in Germany having other plans. Life is, the proverb says, what happened to you while you had other plans, but let’s not elaborate on this.
I do read about life. Well, my reading for the Greek general elections is Plato’s Symposium, where Phaedrus (I know, a naive lad but listen to him!), well Phaedrus says that courage and selflessness are virtues incited by love. Fighters fight best when they’re observed by those who love them. Alcestis dies for her husband, Achilles dies for Patroclus. Love is definitely courage. Love is leaving yourself behind. Political action too. Political action can be selfless and courageous when you leave yourself behind to meet collective needs.
People who believe that there is an unalterable fate do not take the risk to act – politically, lovingly… Towards the others: community, friends, lovers. They don’t take the risk out of lack of courage.
If Achilles didn’t have the courage on that day,
he would have returned to Greece and die only an old man…
says Phaedrus. Achilles had been warned by Thetis, mom and goddess: Today you’ll either die for Patroclus or return home. That’s fate, my son.
Having faith, in community, in a friend, in a lover, is to hate fate. That is faith…
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