The music of the class

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Nach der ersten Vorlesung in Entwicklungspsychologie schon wieder die Einsicht: Unterrichten ist wie Musizieren. Wenn die Generalprobe ein paar unsichere Stellen aufwies, wird das Konzert gut.

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After the first lecture in developmental psychology, here it is again, the insight: teaching is like making music. If there were uncertainties during the dress rehearsal, the concert will be good.

Jean le logicien

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Als ich im Psychologiestudium Piaget gelesen habe, war es mir wie wohl jedem klar, dass er die kognitive Entwicklung in den Mittelpunkt stellt; dass er jede andere Entwicklung als Vorübung zum abstrakt-logischen Denken auffasst. Eine sensomotorische Intelligenz attestiert er z.B. elf Monate alten Säuglingen, wenn sie ihr verstecktes Spielzeug wiederfinden, wofür sie sowohl ein Kissen als auch ein darunter liegendes Tuch entfernen. Alles gut, dann ist wohl das folgerichtige Denken für die Sprache grundlegend und nicht umgekehrt, obwohl es wie die Sprache irgendwann feinjustiert und kultiviert werden muss.

Etwas wird mir allerdings erst jetzt klar: Dass Piaget vielmehr das Logische als einen genetischen Plan der Natur im Menschen betrachtet. Die Logik wäre genetisch bedingt. Als Zwanzigjährigem hat mir wohl die logische Übung gefehlt, um zu sehen, dass diese Schlussfolgerung umstritten ist. Wie habe ich es mir damals vorgestellt? Die Logik ist ein universelles Regelwerk und der Mensch hat sich im Zuge der Evolution so gebildet, um diesem Regelwerk zu entsprechen? Zum Glück so? Wahrscheinlich so etwas…

Nach den neuesten Entwicklungen der parakonsistenten Logik, auch der Beobachtung, dass nichtmonotone Entscheidungsprozesse mehrheitsfähig sind, ist jede Verankerung der Logik im genetischen Bauplan des Menschen heute indiskutabel.

Unser Bauplan gibt in der Regel Ende der Pubertät das vor, was wir heute klassische Logik nennen. Aber es gibt Unregelmäßigkeiten in der Welt sowie Menschen, die über den Tellerrand des Bauplans gucken.

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In much earlier days, as a student of psychology, I used to read Piaget to understand him like anyone else, I suppose. As someone who saw cognitive development as the main tenet of being human. Every other development serves the final emerging of abstract logical thinking. E.g. Piaget sees in an eleven-months-old’s rediscovery of a hidden toy which is under a cloth under a cushion (the baby has to remove two things to find the toy) a sensomotor intelligence.

Only now, however, I realise that Piaget saw himself as a scholar of logic too. And as one who saw classical logic as a genetically determined blueprint of the human mind; one that is more basic than language; one however which, like language, has to be fine-tuned and cultivated.

As a tween, I probably lacked the logical training to show me that Piaget’s thesis is highly debatable. What was my idea of it? Logic is a universal system and homo sapiens have discovered it as their evolutionary advantage? Phew, that was close, otherwise we wouldn’t be human beings? Probably something like this.

After the newest developments of paraconsistent logic and the discovery that a majority of individuals often classically misbehave by following nonmonotonic or boundedly rational patterns of thinking, a grounding of logic in our genetic blueprint cannot be taken seriously.

Our blueprint might result to a classically logical thinking at some point in adolescence, but the exceptions are many and there are people who think out of the box exploring these exceptions.

A Saturday afternoon far away from Berlin

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Wir sollen dahin und “Frau, Leben, Freiheit” rufen, hat sie gesagt. Ich konnte nicht mitreisen. Sie schickte mir Bilder. Ich wünschte, dass die Stimmen dieser achtzigtausend Menschen ein Steinchen im Gebäude eines neuen Iran werden möge. Sie schrieb zurück, dass sie nicht daran glaubt.

Nicht daran zu glauben und trotzdem zur Demo hinzureisen, ist wie eine Liebeserklärung an eine verlorene Sache. Man macht sie doch noch. Symbole sind symbolisch. Es ist die Wahrheit selbst, die uns drängt, die Wahrheit zu sagen; nicht irgendein Nutzen.

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The idea was to go there and to shout “Womanhood! Life! Freedom!” I couldn’t follow. She sent me pictures. I wished the voices of these eighty thousand people to become a little stone in the edifice of a new Iran. She wrote back that she doesn’t believe in this.

Not believing and still going to demonstrate is like a declaration of a love of which you know it’s without return. You make it nevertheless. Because symbols are only symbolic. Because it’s the truth that urges you to tell the truth and not any benefits.

Tanja Savić’ Blumenkleid

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Wenn ich Umberto Ecos Namen der Rose wieder (und immer wieder) lese und die Stelle erreiche, wo dieser Mönch erscheint (“penitenziagite!”), der einen Sprachenmix spricht, muss ich an dieses Mädchen in Stuttgart denken, das entrüstet war. Zu Recht, denn “Tanja Savić imala je ein Blumenkleid an”.

Wohlgemerkt bildete sie das Verb “anhaben” mit dem deutschen Präfix “an”, aber als Verbform verwendete sie das serbokroatische Präteritum des Verbs “imati”.

Es gibt eine Methode zu vermeiden, dass unsere Kinder Sprachvermischung machen: Selber nicht zu vermischen. Es gibt auch eine Spezialliteratur dazu. Interessanterweise, gleich ein paar Bücher von griechischen Akademikerinnen. Allerdings hört die Gewohnheit der Sprachvermischung nicht mit der modernen Sprachdidaktik auf.

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Reading Umberto Eco’s Name of the Rose again (and again) and reaching the passage where this monk appears (“penitenziagite!”), the one who mixes languages, I cannot but think of this girl in Stuttgart. She was irritated because “Tanja Savić imala je a dress with flowers on”.

What she meant was a German phrasal verb, for which she took the German preposition alright, but the past tense of the Serbocroatian verb “imati”.

There is a way to avoid that your children mix languages: Don’t mix them yourself. There’s a special bibliography on the topic, interestingly some books written by female Greek scholars. But the habit of bilingual mixing didn’t die out with modern didactics.

Detention

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Es ist bitter, hinter Gittern zu sitzen.

Noch bitterer ist es allerdings, aus Angst festzustehen, etwas nass zu werden.

Meine Entwicklungspsychologie-Lehrveranstaltung an der Alanus Hochschule, Campus Mannheim, wird unter anderem dem Begriff des emotionalen Gepäcks und seinem Ursprung im Kindesalter Rechnung tragen.

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Being imprisoned because you are behind bars, is bitter.

Being imprisoned out of fear to be a bit wet, is much more bitter.

Among others, my classes in developmental psychology at Alanus University, Mannheim Campus, are to give an account of the concept of emotional baggage and its origin in childhood.