Malgré les ruines

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Eugène Delacroix’ Griechenland auf den Ruinen – sur les ruines – von Missolonghi passt zur heutigen Mariä Verkündigung. Wie Maria vor Erzengel Gabriel trotz asexueller Schwangerschaft immer schön abgebildet wird, ließ Delacroix Hellas trotz Ratlosigkeitsgeste in der Gestalt seiner atemberaubenden Laura um die Gefallenen von Missolonghi trauern. Die Gefallenen selber sind unter Lauras bzw. Griechenlands Füßen durch Byrons Hand vertreten, der einst gedichteschreibenden und nun in Westgriechenland erstarrten.

Das Fest von Mariä Verkündigung ist in Griechenland gleichzeitig Revolutionstag. Eine Revolution in Anlehnung an der Französischen, die allerdings unter der Führung des Klerus eingeleitet wird, klingt so, als würde der Sturm auf die Bastille vom Pariser Bischof samt Gläubigen begangen, während Danton zu Hause bleibt. Das ist wohl Griechenland und es gab tatsächlich Oxymora im Griechenland der Jahre 1821-1827.

An der Place de la croix steige ich immer ein und aus. So auch heute. Das ist meine Haltestelle. Eben “de la croix”, Kreuzplatz, und nicht etwa Delacroix. Bekannt ist der Platz unter anderem für einen türkischen Supermarkt, wo es frische Puffbohnen und Löwenzahn und Portulak und Artischocken und Meerbarben zu kaufen gibt. Trotz der Ruinen gehen das Leben und das Zusammenleben weiter.

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Eugène Delacroix’s Greece on the ruins – sur les ruines – of Missolonghi is the right theme for today’s Annunciation of Mary. Mary is always depicted as a pretty girl in front of Gabriel although her pregnancy is categorically supposed to be nonsexual according to the faith. Likewise, Delacroix does make la Grèce look desperate after death and destruction, Byron’s hand under her feet, not poems writing anymore but rather buried in the stones of Western Greece. To Delacroix, obviously, mourning is no reason to make la Grèce unsexy. As a matter of fact, Laura, Delacroix’s model, was breathtaking if you ask me…

The feast of the Annunciation is Revolution Day in Greece. A revolution supposed to imitate the French Revolution, nevertheless, and led by a bishop on this iconic day, resembles a situation in which Danton would stay home and the bishop of Paris would be in charge for the storming of the Bastille. That’s Greece, I suppose, and there were many historical oxymorons in Greece in the years from 1821 to 1827.

Place de la croix is my bus stop. Today wasn’t an exception. “De la croix”, Square of the Cross, not Eugène Delacroix. The square is known for a Turkish supermarket where I always find fresh fulya and dandelion and artichokes and purslane and red mullet. In spite of the ruins, life and life together go on.

Pitta justice

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Wenn die Pitta gemacht ist – das ist ein altes Wort, auch eine alte Sache, verwandt mit Pizza, etymologisch verwandt das Wort, geschichtlich verwandt die Sache, aber die Griechenlandgriechen (es gibt auch die Diaspora und die Orientalen, deren Pitta ein Brotfladen ist) nennen eine Art Quiche so, und mein Griechischsein ist geographisch – wenn sie also gemacht ist, schneide ich sie nicht wie ein Franzose die Quiche und nicht wie ein Italiener die Pizza auf. Meine Pittastücke sind mit anderen Worten keine gleichgroßen Kreisausschnitte. Stattdessen sind sie ungleich große Stücke zwischen sich senkrecht schneidenden Kreissehnen.

Trotz der langen Abwesenheit bleibe ich in dieser Sache griechisch. Ich lehne den Legalismus ab. Ich weigere mich, alle deontischen Kontexte als legale anzusehen, als Fragen stellend nach Sündhaftigkeit oder Tugendhaftigkeit. Selbst aber wenn ich eine legale Dimension erkenne, ist die distributive Gerechtigkeit nicht mein erster Gedanke. Es gibt nicht zuletzt jene, die ein kleines Stück am Rand lieber haben als ein großes in der Mitte, auch solche, die umgekehrte Vorlieben haben, auch solche, die ein kleines Mittelstück einem großen Randstück vorziehen, schließlich solche mit umgekehrten Präferenzen.

Nicht nur pflegt die Gerechtigkeit an einem vorbeizusausen, sondern sie ist oft nicht einmal das Thema. Meine Gäste wissen das sehr gut. Ich lade sie zum Essen ein, nicht in eine Vorstellung eines Tragikers.

Soirées lassen uns vor der Gerechtigkeit flüchten.

Vor der Tragödie auch.

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When making a pitta – a Greek pie, the word exists since antiquity, is etymologically akin to pizza and was famously used by Amy Winehouse to rhyme with “’cause you’re not bitter” – I never cut it the way the French cut a quiche or Italians a pizza, as equal circle sectors. I always cut it the Greek way: unequal pieces cut down in right angles between vertically intersecting chords.

I think I remain Greek in this despite all these years away from Greece. I’m sceptical towards legalism, i.e. I don’t consider every deontic context as judicial, as one in which we either sin or are righteous. And even if I do consider a context as one of implemented values, distributive justice is not my first choice. After all there are people who would prefer a small edge piece to a big middle piece or vice versa or a small middle piece to a big edge piece or vice versa.

Justice won’t only fail you when it’s the point. Sometimes it’s not the point at all. My guests know that very well. I invite them for a Greek dinner, not for a Greek tragedy.

Dinners are an escape from justice.

An escape from tragedy.

Coup de superficialité

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Der Film hat mir gefallen, weil seine Charaktere das Morden, das Lieben, die Leidenschaft als nebensächlich, sekundär, vernachlässigbar erachten, Smalltalk und die Fassade ihres Alltags dagegen als den wesentlichen und wichtigsten Teil ihrer Leben. Er gefiel mir, der Film, da er wahr war.

Stundenlang war ich unterwegs, um ihn mir anzugucken. Ich konnte auf die deutsche Premiere nicht warten.

Das deutschsprachige Publikum präferiert synchronisierte Versionen von Filmen. Die Synchronisation killt den größten Teil der Interpretation durch die SchauspielerInnen und macht die Arbeit des Regisseurs zunichte. Das war einer der Gründe, nicht auf die deutschsprachige Premiere zu warten. Ein weiterer war die Skepsis der Filmkritik. Um einen französischen Film zu drehen, muss der Regisseur des Französischen mächtig sein, hat es geheißen.

Man musste nicht ans Ende der Schweiz, um im Kino die Originalfassung zu sehen, kann man sagen. Neuenburg wäre um die Ecke, da würde bereits das Original laufen. Schändlicherweise hätte ich aber Schwierigkeiten. Französisch mit italienischen Untertiteln ist für mich perfekt. Was ich in der einen Sprache nicht verstehe, kann ich in der anderen. So ungefähr jedenfalls.

Eine der Lektüren, die ich motivierten Schülern vor dem Abitur empfehle, ist Woody Allens Getting Even. So einer bin ich. Woody Allen hat mir als jungem Erwachsenem geholfen, die Welt mit neuen Augen zu betrachten. Ich habe so viel von ihm und über ihn gesehen und gelesen, dass ich sagen kann, dass Coup de chance ein typischer Allen-Film ist. Die Kameraführung ist altmodisch. Zum Beispiel kann die Kamera als Joke die Handlung “verlieren”, die außerhalb vom Frame weitergeht. Alter Trick. Die Takes sind lang wie eh und je. Sekundenlange Netflix-Takes, die abrupt aufhören, um mit derselben Person in einem anderen Take weiterzumachen – so nach der Serie Office etwa – gibt es nicht. Schauspieler, die man aus Netflix kennt, sind durchaus da aber.

Die Charaktere reden prätentiös über ihre Partys und verächtlich über die eigenen Gefühle, was an andere Allen-Filme erinnert. In einem Sinn hat Allen stets “französische” Filme gedreht.

Ein Detail habe ich für den Schluss gelassen. Es ist nur eine Starre auf den Lippen und den Augen, die so kurz ist, dass man nicht daran glauben kann, dass es die schauspielerische Qualität der Person ist. Ich spreche vom sekundenbruchteilmäßigen Spielen von Lou de Laâge in diesem einen Moment, wo sie denkt, dass der Anruf von ihrem Lover kommt, den sie den ganzen Tag zu erreichen versucht, um auf dem Display bereits beim Handyfuchteln zu erkennen, dass es ihr Ehemann ist, der anruft: wie großartig, bewegend, liebenswürdig kann doch microacting sein…

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Well, you know, I watched this movie the other day. And I liked the movie because it depicted people who experienced love, passion and murder as negligible and secondary; people (the very same people) who, in contrast, experienced small talk and facade as the best and substantial parts of their lives. I like this movie because it’s so true!

I travelled hours to watch it. I didn’t want to wait for the German release. The German-speaking audience watches synchronised versions of movies, which kills the biggest part of the actor’s and actress’s interpretation and also cancels much of the director’s work. Additionally, the critics had said that the director, not having a mastery of the language, couldn’t possibly make a good French film.

Yes, I had to travel for hours to watch it in the original. Why didn’t I go just to the French-speaking Neuchâtel, you may ask, ten minutes from Bienne? Well, disgracefully enough, my French defaults when French people speak fast, so I needed subtitles. Italian subtitles. This was ideal for me. What I don’t understand in the one language, I understand in the other. Or roughly so.

I’m the kind of guy who would give students who want to improve their English, Woody Allen’s Getting Even. Woody Allen has helped me see things since I was eighteen. I’ve watched and read his stuff as well as about him. So I can tell you that Coup de chance is an Allen film. The camera and also the acting are old fashioned. For example, as a joke, the former can lose the action that continues out of frame. An old trick. Allen’s shots continue being long. The Netflix-kind-of shots, the ones that last for few seconds only and continue abruptly with another shot with the same person (i.e. like in the series Office) do not exist in Coup de chance. One does recognise some Netflix actors though.

The characters speak pretentiously about their parties and deprecatingly about their own feelings, which reminds much of other Allen movies. In this way, Allen has always made “French” movies.

I left a detail for the end: Lou de Laâge’s microacting when she thinks the phone call comes from her lover whom she’s been trying to call all the day, to realise in milliseconds that it’s not his number on the display but her husband’s number instead: how short the freezing in her eyes and on her lips and how great, great, great and loveable and moving!

Marble babes

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Bitte, bitte, liebe Leserschaft, keine Ursache! Wenn ich damit dienen kann, das lange Lesen der Neuigkeiten zu ersparen, tue ich das gerne. Hier die Kurzfassung: Der griechische Ministerpräsident erklärt BBC-Journalistin, der seit zwei Jahrhunderten fortdauernde Verbleib von Plastiken aus der Akropolis in London sei, wie wenn die Mona Lisa zerstückelt und jedes Stück woanders ausgestellt werden würde. Er erklärt das. Ganz schön direkt. Und er erklärt das ein paar Stunden vor einem Treffen mit Rishi Sunak.

Es ist nicht neu, dass die griechische Politik die Rückgabe des Raubguts von Thomas Bruce Lord Elgin verlangt, der seiner Zeit die osmanischen Herren Griechenlands bestochen, bezahlt, animiert – egal! – hatte, um den größten Teil der Giebel des Tempels der Tempel – Phidias’ Werke! – nach London mitnehmen zu dürfen.

Neu ist das mereologische Argument einerseits, das Ausladen eines griechischen Premiers durch den britischen Amtskollegen andererseits.

Schade eigentlich. Für Konservative sind die beiden OK. Mitsotakis ist sogar in Glyfada aufgewachsen. Sunaks Hintergrund gegenüber kann ich als neudeutscher Südländer nur wohlwollend sein.

À propos Südländer: Seit Jahrzehnten stellt Griechenland London im allgemeinen, das British Museum insbesondere, als dem Kolonialismus zugetan bloß. Vergessen wird dabei etwas Wichtiges: Ungefähr zu der Zeit, als “die Engländer die Marmorstatuen gestohlen haben”, bedienten sich Franzosen auf Milos, weshalb die Venus von Milo heute den Louvre schmückt, jedenfalls in demselben ausgestellt ist. Auch auf Samothraki bedienten sie sich, zwar nicht dieselben, jedenfalls nicht minder französische Franzosen, weshalb sich die Nike von Samothraki ebendaselbst befindet. Gegen Frankreich hadern deshalb? Wieso? In Griechenland gibt es anscheinend so viel Knackiges zu bestaunen, dass Nike und Venus ruhig in Paris bleiben dürfen.

Des Witzes entbehrt die ägäische Kunstraubgeschichte nicht. Sie bedient zum Beispiel alle Klischees. Die Engländer durchstreiften altehrwürdige Städte und rauben die Statuen von wehrhaften oder tugendhaften Damen sowie die Männer dazu, die Franzosen präferierten jedoch die Inseln und weibliche Rundungen. Es sollte nicht außer Acht bleiben, dass die Deutschen – denken wir an Troja bzw. Schliemann – Ausgrabungen zugetan waren, die Goldgegenstände ans Tageslicht förderten, aber dieser letzte Gedanke führt gerade zu weit.

Zu weit, weil er zu unphilosophisch ist. Nicht dass England-Frankreich eine philosophischere Partie wäre… Gegenüber France 24 erklärte der (übrigens griechischstämmige) Philosophieprofessor Constantine Sandis von der Oxford Brookes University noch Anfang des Jahres, dass die Rückgabe von Skulpturen von London nach Athen keinen Präzedenzfall bildet. Zu Deutsch: “Keine Sorge, notres amis! Die Engländer sollen uns unsere Marmormädchen zurückgeben. Eure Perlen behaltet ihr im Louvre. Die Damen und die Flittchen teilen kein gemeinsames Schicksal”.

Ein Präzedenzfall? Wo ist die Präzedenz? Forderungen gegenüber London legitimieren eo ipso Forderungen gegenüber Paris. Und wo ist der Fall? Der ganze Schnee ist bereits vor etwa zwei Jahrhunderten gefallen. Er bleibt halt hartnäckig liegen.

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You can read the news elsewhere, but here’s the summary: Greek PM Mitsotakis deplored on BBC, one day ahead of his meeting with Rishi Sunak, a part of the Parthenon Marbles being in situ, of course, but another part remaining for the last two centuries at the British Museum in London, where they have been transported to since some Thomas Bruce Lord Elgin bought them from the back then Ottoman Empire whose part Greece was.

That said: Mitsotakis compared the parting of the marbles, a horse in London, someone who looked at the horse at the Parthenon frieze in Athens, to cutting Leonardo’s Mona Lisa into two, posing thus a question of mereology and the assemblage of different pieces of art.

Sunak promptly cancelled the meeting with the Greek. Which is a pity because, for conservatives, the two are OK. I mean Mitsotakis even grew up in Glyfada and Sunak has a background to which I, a German citizen of Greek background, cannot but be sympathetic.

Talking about my being Greek: for decades now, Greece has been demonstrating that the English were colonialists etc. Now, at about the time “the English stole the Marbles”, well…

Well at the same time “the French” took Venus of Milo and Nike of Samothraki to decorate the Louvre. Or to expose them. Call it whatever you like. The history of looting ancient art around the Aegean is a very interesting one.

It is interesting per se, the fact that Schliemann was looking for gold (think of Troy), the English took the ladies and some gentlemen along with them, while the French took the babes. It is interesting because it magnanimously serves the corresponding stereotypes. But the reason why Athens demands London to return something which Athens in turn doesn’t demand Paris to return, has nothing to do with the cliché. Or should we think that Venus and Nike are allowed to stay in Paris because Greek museums have enough female curves to show? Or because Paris is the place of Moulin Rouge, and – hey! – we’re Greeks, folks, we understand it if you want to keep the gals?

Once we talk philosophy, it becomes clear how fishy the whole debate is. Earlier this year, Constantine Sandis of the Oxford Brookes University told France 24 that London’s giving the Marbles back to Athens wouldn’t be a slippery slope. This is kinda: “Don’t be afraid dudes. We want only the British to give us our ladies back, but the French may keep the floozies, we don’t see any analogy between our girls in London and the ones in Paris”.

I mean, honestly now: there’s no slipping and no slope. The avalanche has already slid and the whole snow is already at the bottom of the valley. If you demand the Marbles then tu demandes les marbres.

To say it in the common language: ipso facto.

Le dualisme

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Nach dem Training sagt dir dein Körper “danke”, meint die Stadtverwaltung von Mulhouse in Frankreich und geht damit davon aus, dass der Geist vom Körper getrennt ist. Zuerst ist das eine Vermutung. Eine Vermutung, die ein paar Meter weiter zur Gewissheit wird.

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After you finish training…

… your body says “thanks” to you. This is what this message on the playground suggests. Probably, the municipality of Mulhouse in France takes it for granted that we are not our body and that the soul is extra-bodily. This impression becomes more vivid a couple of yards further.

A day of Canova and of Casanova – a day of wine and roses

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Nachdem ich Canovas Amor und Psyche per WhatsApp bekommen habe, wollte ich wissen, warum. “Wir waren in Paris und kommen zurück” war die Antwort.

Louvre. Venus. Canova…

Gut, meine Neugier diesbezüglich ist jetzt gestillt. Aber…

Am heutigen Valentinstag (Mädchen auf der Straße, Rosen bei der Hand) grüble ich nach, ob Amor die Psyche gerade umgebracht hat oder ob er sie zum neuen Leben erweckt.

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Canova’s Amor and Psyche was on my screen on this WhatsApp message.

– Say, why!?

– We were in Paris and we’re driving back.

Louvre. Venus. Canova…

OK, they were in Paris. They’re coming back. But…

On today’s Valentine’s (girls on the streets, roses in their hands) my question is: did Amor kill Psyche or is he kissing her awake after a short death?

Wining and whining – the French way

For those who are about to celebrate…

Für solche, die feiern werden…

…there are the serious French wine tags (what, where, when, by whom – Aristotelian categories allowed only):

…gibt es die seriösen französischen Etiketten (was, wo, wann, durch wen – nur aristotelische Kategorien drauf):

Then you have the ones of which you don’t know if they’re really serious. I mean, the surname of this Alsatian producer means “horny” in German and these people really speak a German dialect at home:

Dann gibt es diejenigen, die ernst aussehen, aber, naja… Es kann schließlich sein Nachname sein, aber ein Elsässer sollte eigentlich das Gespür haben. Was soll’s:

Then you get Voltairian wines:

Dann gibt’s Weine nach Voltaire:

Bayesian wines:

Wissenschaftstheoretische Weine mit Bezug auf Carnaps Divisionsprinzip:

Britney-Spears wines:

Weine ohne zugrundeliegende Kausalitätstheorie:

Judith-Butler wines:

LGBT Ardeche und Umland e.V.:

Et finalement:

La Mediterranée prolongée

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Vorgestern habe ich während einer Stippvisite in Belfort festgestellt, dass ein paar universitäre Einrichtungen wie Bibliothek oder bestimmte Außenräume Namen von Historikern der Annales-Schule wie Lucien Febvre oder Marc Bloch tragen. Das Einzige wohl, was Febvre mit Belfort verbindet, ist seine Doktorarbeit über Franche-Comté. Über eine Verbindung Blochs zu Belfort ist mir nichts bekannt.

An Fernand Braudel, den dritten großen Vertreter derselben Historikerschule, sowie an seine legendäre Studie La Mediterranée erinnerte ich mich erst im Supermarkt zwischen Belfort und Zuhause. Ein Mittelmeermensch, wie es mein erstes Buch der ersten Klasse vorzeigte, kann ich in Mitteleuropa idealerweise in Grand Est sein. Ich weiß nicht, ob Braudel, Febvre und Bloch eine Erklärung dafür hätten, warum vierzig Kilometer von Basel entfernt die Fischtheke mediterran sein muss, aber eine Diskussion über die kulturelle Vorherrschaft des Südens im französischen Osten wäre spannend.

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Last Monday I happened to visit Belfort to realise that a couple of university buildings bear the names of historians of the Annales School like Lucien Febvre oder Marc Bloch. Febvre’s link to Belfort could be his PhD thesis on the region Franche-Comté. I know nothing about a link between Bloch and Belfort.

The supermarket stop between Belfort and home was in a special way a reminiscence to the third great representative of the school, Fernand Braudel, especially to his legendary monograph La Mediterranée. A Mediterranean person living in Central Europe, I feel closest to my roots in the French region Grand Est. I don’t know if Braudel, Febvre or Bloch have an explanation for the fact that in thirty miles distance from Basel, the fish counter resembles one that you could find in Athens, Venice or Marseille, but I would find thrilling the discussion on the cultural dominance of the South in the French East.

Gigantes gigantum humeris insidentes

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In einem wohl unübertrefflichen Beispiel von Bescheidenheit bezeichnete sich Isaac Newton als einen Zwerg auf den Schultern von Riesen; als einen also, dem in seiner kleinen Statur nur deswegen sein Weitblick gelang, weil er sich auf viel wichtigere Wissenschaftler stützte.

Der Ausdruck ist seit der Antike ein geflügeltes Wort. Dabei vergisst man die Giganten, die, ohne auf andere Giganten gestiegen zu sein, nicht die Differenz gemacht hätten.

Einen Januartag des Jahres 1766 – Januar sind auch die Fotos dieses Postings entstanden – bekam der deutsche Bacon-Übersetzer und sehr wichtige Mathematiker Johann-Heinrich Lambert in Mulhouse einen Brief, in dem er das größte Genie Deutschlands genannt wurde.

Der Absender war Immanuel Kant.

Mulhouse, Frankreich überhaupt und unsere französischen Freunde, vermisse ich seit der ersten Stunde der Grenzschließung. Es ist schlimm…

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In a probably unparalleled case of modesty, Isaac Newton referred to himself as a dwarf standing on the shoulders of giants.

The ancient expression can make one forget giants who managed to see more than their predecessors only because they happened to step on the shoulders of other giants.

In January 1766 – it was in January when I shot these pictures – Johann-Heinrich Lambert of Mulhouse/France, the German translator of Francis Bacon’s Novum Organum and an extraordinary mathematician, received a letter in which he was called Germany’s greatest genius.

The letter was sent to him from a Prussian town near the east frontier to Russia and signed by a man named Immanuel Kant.

I have been missing Mulhouse/France and our French friends since the closure of the borders. I wish the Covid-19 crisis to take an end…

Clausura

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Man nehme zwei kommunizierende Gefäße und nenne das eine “Deutschland”, das andere “Schweiz”. Oder “Frankreich”.

Die Gefäße enthalten eine homogene Flüssigkeit. Kleine Flocken schwirrlen in etwa gleicher Häufigkeit in ihnen. Nennen wir diese Flocken etwa “Kowidneunzehn” (den Namen habe ich frei erfunden).

Und jetzt sagt jemand: “Am besten machen wir die Verbindung zu. Nicht dass das eine Gefäß voller wird als das andere!”

Alle sehen das ein…

Zwischen den Dörfern Riehen in der Schweiz und Stetten in Deutschland gibt es ein Waldstück, einen Korridor schweizerischen Staatsgebietes tief ins deutsche, wo selbst im Zweiten Weltkrieg Leute in die Schweiz geflüchtet sind.

Ich kenne das Gebiet gut. Als deutscher Bürger mit schweizerischen Papieren kann ich diese Grenze auch legal überschreiten – kein Thema… Aber für einen Spaziergang, wenn ich Mathe- und Physikuntauglichkeit entfliehen will, eignet sich die Stelle gut.

Mal schauen, ob die Klausuren im April stattfinden können.

PS: Die Bundeskanzlerin ist bekanntlich promovierte Chemikerin und ehemals Forscherin der Akademie der Wissenschaften der DDR – fällt mir gerade ein… Wie konnte die Grenzschließung doch passieren? Wo die Leute doch sowieso zu Hause bleiben!

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Take two communicating vessels and name the one “Germany” and the other “Switzerland”. Or “France”.

Let the vessels contain a homogeneous fluid. There are tiny silvery flakes that whirl around in the vessels. Name them – sayyyy – “Covidnineteen” (strange name, huh?). The two vessels have the same amount of flakes per volume unit.

If you heard someone saying: “I propose the connection between the vessels to be closed in order to prevent the flakes here to be more than the flakes there”, how would you react? Moreover, how would you react if you realized that everyone around you hails the proposal?

Between the villages Riehen in Switzerland und Stetten in Germany, there is a forest in which a small corridor of Swiss territory “enters” like an appendix into Germany. In the Second World War there were people who managed to enter the corridor and arrive safely in Basel.

I know the spot quite well. Being a German citizen with a permit to work and live in Switzerland, I will not need to pass the border illegally. However, the spot is very convenient for a walk meant to escape for a few moments decisions irrespective of any understanding of maths or physics…

PS: Considering that the chancellor is a PhD in chemistry and a former fellow of the Academy of Sciences of the GDR, how could the borders closure possibly happen?